Von den Erfahrungen, die ich während meiner Zusatzqualifikation sammeln durfte, werde ich sicher noch lange profitieren.
Erfahrungsberichte
Zusatzqualifikation
Ständige Unsicherheit, permanente Kurzarbeit und das Bangen um die eigene Zukunft - das sind nur einige Aspekte der Corona-Pandemie, die mich meine berufliche Situation überdenken ließen. Doch welcher Beruf ist auch in solchen Zeiten krisensicher? Die Antwort auf diese Frage lautet letztlich fast immer: Beamtentum. Ich stand kurz vor meinem 30. Geburtstag, hatte zwar ein erfolgreiches Studium der Bioanalytik und danach einige Jahre Industrieerfahrung hinter mir, sah jedoch keine Chance, überhaupt in die Beamtenlaufbahn einsteigen zu können. Doch wie es der Zufall wollte, stieß ich auf das Stellenportal der Regierung von Oberfranken und die Tätigkeitsbeschreibung als Gewerbeaufsichtsbeamtin sprach mich sofort an.
Aber noch einmal 18 Monate in Wasserburg am Inn die Schulbank drücken und am Ende Abschlussprüfungen ablegen? "Glaub mir, du wirst die Zeit genießen, du wirst sie vermissen, wenn sie vorbei ist und das Wichtigste - du wirst wertvolle Kontakte knüpfen, von denen du dein ganzes Berufsleben lang profitieren wirst!" – das war nur ein weiser Rat eines Kollegen, der sich letztendlich 1:1 bewahrheitet hat.
Jeder Außendienst im Rahmen dieser eineinhalb Jahre überrascht und ermöglicht Einblicke, die man sonst nie zu sehen bekommen hätte. Die Branchenvielfalt ist schier unerschöpflich. Von der Zahnarztpraxis über die Tierkörperverwertungsanlage bis hin zum hochmodernen 3D-Druck Unternehmen – von den Erfahrungen die ich während meiner Zusatzqualifizierung sammeln durfte, werde ich sicher noch lange profitieren.
Die Zeit in Wasserburg am Inn, die wir immer in dreiwöchigen Blöcken absolvierten, verging wie im Flug. In dem kleinen Städtchen lebte man sich schnell ein, jeder hatte sein eigenes Zimmer (übrigens kostenlos während der gesamten 18 Monate) und es gab genügend Möglichkeiten, den Abend in gemütlicher Runde ausklingen zu lassen. Natürlich stand das Lernen im Vordergrund, da zum Beispiel das Arbeiten mit Gesetzen und Verordnungen den wenigsten bekannt waren.
Doch auch der Spaß kam nie zu kurz. Von der Rundwanderung um die Wasserburger Halbinsel über regelmäßige Fahrten nach Rosenheim in die Kletterhalle bis hin zum gemeinsamen Grillen am Innufer – der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt. Gekrönt wurde das Ganze durch eine Exkursion nach Straßburg/Frankreich, die uns einen Blick hinter die Kulissen der Institutionen der EU ermöglichte und das Thema "Gesetzgebung" für uns endlich greifbar machte.
Nach dieser einmaligen Erfahrung neigte sich die Zusatzqualifizierung auch schon langsam dem Ende zu und überall bildeten sich Lerngruppen für die anstehenden Prüfungen.
Alles in allem kann ich sagen, dass ich es keinen Tag bereut habe, diesen Schritt gewagt und als mittlerweile 31-jährige Frau einen neuen beruflichen Weg eingeschlagen zu haben. Diesen Schritt wäre ich in der freien Wirtschaft nicht gegangen, unabhängig davon, ob ich dort diese Chance überhaupt bekommen hätte.