Geschichte und Tradition
Die Bayerische Gewerbeaufsicht kann auf eine weite über 100-jährige Tradition zurückblicken und ist heute eine moderne Verwaltung, deren Aufgabengebiet über die Jahre stetig gewachsen ist.
Entwicklung der Bayerischen Gewerbeaufsicht
Geburtsstunde des Arbeiterschutzes (Preußisches Regulativ)
Das Preußische Regulativ vom 9. März 1839 (eigentlich: Regulativ über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in Fabriken) wurde vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. erlassen, um die Kinderarbeit einzuschränken. Es war das erste kontinentaleuropäische Gesetz zur Einschränkung der Kinderarbeit und das erste deutsche Gesetz zum Arbeitsschutz.
Örtliche Polizei- und Schulbehörden sollten diesbezüglich Kontrollfunktionen übernehmen.
Erster Fabrikinspektor in Bayern
Zwischen 1847 und 1853 wurden in Preußen auf freiwilliger Basis örtliche Kommissionen mit dem Auftrag eingerichtet, den Schutz der Arbeitnehmer in den Fabriken zu überprüfen. Im Laufe der Zeit wurden diese durch vom Staat eingesetzte Fabrikinspektoren ersetzt. Auch die Frauenbewegung kümmerte sich intensiv um den Arbeitsschutz, so dass es im Kaiserreich immer mehr Fabrik- und Gewerbeinspektorinnen gab, wie beispielsweise die spätere Sozialpolitikerin Marie Baum. Mit Fabrik- und Gewerbeinspektor Ried nahm 1879 die erste Bayerische Aufsichtsperson ihren Dienst auf.
Königlich Bayerisches Arbeitermuseum in München
Die Umwandlung einer privaten Sammlung in ein staatliches Institut 1906 und der Umzug in einen Neubau in der Pfarrstraße 3 im gleichen Jahr legte den Grundstein für das Königlich Bayerische Arbeitermuseum in München. Im Jahr 1911 konnte ein Erweiterungsbau fertiggestellt werden, der Möglichkeiten bot, die Themen Unfallverhütung, Gewerbehygiene, Arbeitsstoffe mit Arbeitsverfahren, Ausrüstung der Arbeitenden sowie Wohnungswesen zu erweitern.
Die neuen Räume dominierte eine heute noch existierende Maschinenhalle, in der das Personal die unterschiedlichen Maschinen im Betrieb zeigte. Heute beherbergt das Gebäude einen Teil des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, womit ein Bezug zum Arbeitsschutz noch immer gegeben ist.
Erster Landesgewerbearzt
Der praktische Arzt Franz Xaver Koelsch wurde 1909 als erster Gewerbearzt in Bayern bestellt.
In seinem neuen Amt hatte er alsbald und über Jahrzehnte mit der BASF im damals bayerischen Ludwigshafen und den spezifischen Erkrankungen in der boomenden Chemieindustrie zu tun.
Franz Xaver Koelsch zählt zu den Pionieren der Arbeitsmedizin in Deutschland und beeinflusste insbesondere die Berufskrankheitenverordnung.
Eigenständige Gewerbeaufsichtsämter
Mit Verordnung über den Vollzug der Gewerbeordnung sowie über die Gewerbeaufsichtsbeamten vom 5. August 1937 wurde den Gewerbeaufsichtsbeamten die Befugnis zum Erlass der Verfügungen übertragen. Ab 1938 wurde den Dienststellen die Bezeichnung „Gewerbeaufsichtsamt“ gegeben. Auf diese Weise entstanden selbständig entscheidende untere Verwaltungsbehörden auf dem Gebiet des Arbeitsschutzes, wie dies bereits in der Reichsgewerbeordnung seit ihrer Fassung im Jahre 1878 für die Gewerbeaufsicht vorgesehen war.
Angliederung der Gewerbeaufsichtsämter an die Regierungen
Bereits seit 1995 wurde im Freistaat Bayern ein kontinuierlicher Verwaltungsreformprozess betrieben, zu dem insbesondere die Bezirksregierungen mit zahlreichen Maßnahmen beigetragen haben.
Mit dem Projekt "Verwaltung 21 - Reform für ein modernes Bayern" wurde im Juli 2004 ein umfangreiches Reformpaket beschlossen, das u. a. den Rückzug aus staatlichen Beratungsangeboten und die Verlagerung geeigneter Aufgaben auf Private vorsah.
Im Rahmen dieses Projektes wurden die Gewerbeaufsichtsämter zum 01.01.2005 an die Bezirksregierungen angegliedert.
Gründung bayernweiter Kompetenzzentren im Bereich Arbeitsschutz
Damit die Bayerische Gewerbeaufsicht zukunftssicher aufgestellt ist, wurde 2011 ein Konzept zur Erhöhung der Effizienz bei der Aufgabenwahrnehmung sowie eine Sicherung bzw. Steigerung der Qualität im Vollzug erstellt.
Ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess sowie eine Konzentration bestimmter Aufgaben auf einen Standort in den Kompetenzzentren Vollzug trägt dazu bei, die Effizienz der Verwaltungsverfahren stetig zu steigern.
Zur Verbesserung der Qualität halten die „Kompetenzzentren Wissen“ ein Expertenwissen im jeweiligen Rechtsbereich innerhalb der Bayerischen Gewerbeaufsicht zentral vor und sorgen bei Vollzugs- und Auslegungsfragen von bayernweiter Bedeutung bzw. besonderer Komplexität in enger Abstimmung mit den Bayerischen Staatsministerien für eine einheitliche Linie der Gewerbeaufsichtsämter im Vollzug.
Neustrukturierung der Marktüberwachung
Den EU-Mitgliedstaaten wurde die organisatorische Verpflichtung auferlegt, Marktüberwachungsbehörden zu benennen und sie entsprechend auszustatten. Auf diese Entwicklung hat das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) frühzeitig reagiert und die vorhandenen Strukturen den absehbaren Erfordernissen angepasst. Bis dahin wurden an den sieben Gewerbeaufsichtsämtern bei den Regierungen alle Aufgaben der Marktüberwachung parallel und in Kombination mit den Arbeits- und Gefahrenschutzaufgaben wahrgenommen.
Zum 1. Januar 2015 wurde die Marktüberwachung einerseits und der Arbeits- und Gefahrenschutz andererseits personell entflochten; so können sich die hier eingesetzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausschließlich auf die, auch im internationalen Kontext anspruchsvollen Aufgaben der Marktüberwachung konzentrieren. Den sieben Gewerbeaufsichtsämtern bei den Regierungen wurde jeweils ein Kompetenzzentrum Marktüberwachung zugeordnet, welches thematisch für ganz Bayern oder zumindest für Nord- bzw. Südbayern zuständig ist.
Kaum verändert hat sich in den Jahren seit der Gründung der Bayerischen Gewerbeaufsicht unser Berufsethos. Unser Wirken ist dem Wohl der Allgemeinheit verschrieben.
Unser Rat und Handeln wird von Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie den Unternehmen geschätzt und respektiert, selbst dann, wenn wir wie in den Anfangsjahren die Einhaltung von Vorschriften zur „Sicherung der Arbeiter gegen Gefahren für Leben und Gesundheit“ kontrollieren.
Eine wirklich sinnstiftende Vielfalt, die sich in unserem Beruf vereint findet.